5. März 2019
Liebe Freundinnen und Freunde!
Es ist eine ganze Menge in Bewegung: Am 8. März werden Frauengruppen in Deutschland den Impuls aus Spanien und anderen Ländern für einen Frauen*/feministischen Streik aufgreifen und mit ihren Debatten zu Care Revolution verbinden. Am 15. März ruft die SchülerInnenbewegung „Fridays for Future“ zu einem großen internationalen Klimastreiktag auf und absehbar werden an diesem Tag auch hierzulande in vielen Städten Tausende nicht in die Schule, sondern auf die Straße gehen. Für den 6. April wird bundesweit zu einer Demonstration gegen den Mietenwahnsinn nach Berlin mobilisiert, in den Tagen davor finden europaweit in vielen Städten Aktionstage statt. Initiativen der solidarischen Städte und der Seebrücken diskutieren über „Buses of Hope“, in denen im Frühjahr Geflüchtete und Gerettete aus Palermo oder Neapel im orangenen Konvoi in Richtung der aufnahmebereiten Städte nach Nordwesteuropa fahren. Unteilbar und We`ll Come United planen im Sommer größere Mobilisierungen in Sachsen – gegen den Rechtsruck und zur Unterstützung der lokalen antirassistischen und antifaschistischen Netzwerke. Und wenn wir den Blick nach Süden ausweiten: auf dem afrikanischen Kontinent gehen derzeit in so verschiedenen Ländern wie Sudan, Togo, DR Kongo und Kamerun unterschiedliche Bewegungen gegen zum Teil Jahrzehnte alte Diktaturen auf die Straße.
Diese vielfältigen aktuellen Beispiele emanzipativer Sozialproteste machen uns Hoffnung, auch wenn schwer einzuschätzen bleibt, welche nachhaltigen Dynamiken sich daraus entfalten. Wie ordnen wir uns in diese Dynamik ein?
Mit „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?!“ haben wir im Januar eine neue Plattform gestartet, die sich bewusst als „langsamer“ Suchprozess versteht. Wir können und wollen als themen- und spektrenübergreifende Initiative (noch) nicht in die aktuellen Mobilisierungen intervenieren. Als Einzelgruppen sind wir natürlich beteiligt und es sind genau die Felder und Räume, in denen wir uns mit unseren Alltagskämpfen bewegen und auf die wir uns beziehen. Aber wir haben diese Initiative gestartet, um uns mittelfristig darum zu bemühen (nicht nur mit diesem Rundbrief), in den oben genannten Aktivitäten Verknüpfungen und Querverbindungen herzustellen, um über die jeweiligen Aktionstage und Kampagnen hinaus die Perspektive einer gemeinsamen Bewegung und einer übergreifenden Erzählung der verschiedenen Alltagskämpfe stark zu machen. Das ist und bleibt die zentrale Zielsetzung unserer Initiative.
Was ist seit Januar passiert?
Wir haben reichlich Zuschriften nach dem Start unserer Webseite erhalten und die Reaktionen waren sehr vielfältig. Der Einen war es zu wenig kapitalismuskritisch, dem Anderen jedenfalls im Titel des Manifests zu kämpferisch. Einige zweifeln am Mehrwert dieser Initiative, andere sind geradezu begeistert: „Wie toll ist denn das! Der Aufruf spricht mich sehr an – die Perspektive ausgehend von den alltäglichen Kämpfen, der Anspruch der Vernetzung und das fragende Voranschreiten.“
Wie auch immer: unser Manifest hat eine Reihe neuer UnterzeichnerInnen bekommen und der von uns erhoffte Anreicherungsprozess ist bereits gut in Gang gekommen. Unsere Plattform soll vielfältige Perspektiven aus unterschiedlichen Spektren zusammen bringen. In diesem Zuge finden sich nun gleich vier neue Textbeiträge auf der Webseite: Zu Care Revolution, zum bedingungslosen Grundeinkommen, zur Erwerbslosenbewegung sowie zum Solidarischen Wirtschaften. Und weitere Artikel sind für die kommenden Wochen in Vorbereitung. Unser Kontaktnetz und unsere Themenfelder haben sich damit schneller erweitert als von uns erwartet. Damit sind wir auch strukturell mehr gefordert als zunächst geplant.
Wie soll es weitergehen und wie mitmachen?
Wir wollen die nächsten Wochen nutzen, um unser Konzept der „Knotenpunkte“ zu stabilisieren und weitere Schritte der inhaltlichen Verknüpfung zwischen den unterschiedlichen sozialen Bewegungen vorzubereiten. Ein zweiter Rundbrief ist für Juni 2019 geplant, um über den Zwischenstand zu berichten, nicht zuletzt im Hinblick auf die Strategiekonferenz der Bewegungsstiftung, die vom 18. bis 20. Oktober in Berlin stattfindet. Diese Konferenz wird für uns ein zentraler Treffpunkt des Austauschs sein und soll weitere Perspektiven für die Initiative eröffnen. Wer daran mitwirken möchte, möge sich frühzeitig bei uns melden, denn die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt. Zudem freuen wir uns ausdrücklich über weitere Kommentare und Rückmeldungen von Euch. Wenn Ihr mitmachen wollt, meldet euch sehr gerne über Mail bei uns:
welche-gesellschaft@riseup.net
Abschließend wollen wir noch auf unseren (gedruckten) Flyer hinweisen, der gegen Portokosten bei unserer Emailadresse bestellt werden kann.
Mit besten Grüßen
aus dem kleinen Koordinierungskreis
von „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?!“